Das Connemara Reel Set erfreut sich großer Beliebtheit und gehört zu den Tänzen, denen man so gut wie immer auf einem Ceili in Irland begegnet – meist ungecalled. Es ist mit vier Figuren relativ kurz, hat eine einfache Struktur und einige dynamische Elemente.
- Figur 1 (Reels): Advance & Retire – House (anstelle meines früheren „Ladies chain“)
- Figur 2 (Reels): Back to Back
- Figur 3 (Reels): Little Xmas
- Figur 4 (Polkas): Maggy in the Woods
Die Besonderheiten dieses Sets:
- Beginn mit Lead around & Lead back mit crossed hands; turn mit „crowning the lady“
- Die beiden letzten Takte des Lead backs werden am Platz mit »dance it out« und Swing sowie mit erneutem »dance it out« nach dem Swing abgeschlossen
- »dance it out«:
Beide Partner stehen sich gegenüber, tanzen für sich alleine 2 Takte am Platz – und springen nicht aufeinander zu, wie man es häufig auf Ceilis sieht, konkret:- entweder mit einfacher „Verzierung“ der Beinarbeit (Muster: „seven-2-3 stamp eight-2-3“)
- häufig mit Connemara Battering Steps
- seltener mit dem Ceili Dance Step („hop-back, hop-back, hop123“)
- alternativ auch der normale Reel Battering step
und gehen erst dann nach vorne in den gemeinsamen Swing
- Die Orientierung nach dem »dance it out«
- zueinander gekehrt, wenn danach eine gemeinsame Aktion mit dem eigenen Partner oder einem anderen Couple erfolgt, wie vor jedem Swing oder vor dem Little Xmas der 3. Figur
- in die Mitte orientiert nach eigenem Abschluss eines Figuren-Elements, wie nach dem lead back zu Beginn oder nach dem Swing nach dem House Inside in der 2. Figur
- Swing
- immer in Ceili-Hold
- nur für 6 Takte,
danach die beiden letzten Takte »dance it out«
- House inside mit crossed hands
Nachfolgend ältere Videos mit Lehrbuch gerechter Vorführung (Conny Ryan in Top Position):
Figur 1: Ladies Chain
Figur 2: Back to Back
Man beachte bei der zweiten Figur, dass sich von den aktiven Tänzern nach dem Back to Back keiner um sich dreht, bevor sie in den Swing gehen! Diese Drehung erfreut sich heute allerdings immer größerer Beliebtheit, und ersetzt das »dance it out« – was eigentlich aber „nur“ eine „local variation“ ist.
Figur 3: Little Xmas
Figur 4: Maggie in the Woods
- In diesem Video fällt auf, dass die Paare zum Abschluss einen Swing in Ceili Hold machen und die beiden letzten Takte am Platz mit spreitzendem und schließendem Hüpfschritt beenden.
Auf den Ceilis, die wir in den letzten Jahren besucht haben, wurde auch in Irland stattdessen ein Big Xmas getanzt; manchmal wurde sogar ein abschließender Hüpfschritt gemeinsam zu acht getanzt. In Pat Murphys Referenzbuch „Toss the Feathers“ wird darauf hingewiesen, dass beides möglich ist. - Unterschiedliche Angaben findet man dazu, wie die Paare nach dem Partnerwechsel zur nächsten Position nach rechts tanzen: Pat Murphy spricht von 2 Umdrehungen, Paidrag McEneany in seiner Anleitung zum Video-Tutorial „Faoi Do Chois“ von 3 Umdrehungen. Nach meiner eigenen Erfahrung sind 3 Umdrehungen tatsächlich problemlos tanzbar – es verleiht damit dem Polka-Set sogar noch etwas mehr Dynamik.
Hier das Lead Around des Sets mit Connemara Battering Steps und einer Kurzdemo für Gents von Conny Ryan (Lady-Version: Start mit dem anderen Fuß):
(zurück oben)Viele tanzen das Set komplett ohne den originären Connemara Battering Step und ersetzen den eigentlichen Bewegungsabschluss, der aus dem „dance it out“ während der beiden letzten Takte besteht, oft durch z.B. Drehen um die eigene Achse, Hochspringen oder andere dynamische Eigenkreationen, z.B. bevor man in den Swing mit dem Partner geht.
Wer das Connemara-Set ohne Battering-Steps tanzen, aber dem originären Charakter der Bewegungsabläufe stilvoll folgen möchte, dem könnten die Steps für die beiden letzten Takte gefallen, die ich in einem Video von Padraig McEneany gesehen habe. Seine stilvolle Step-Version schließt zwar auch das Connemara Battering ab, lässt sich aber genauso gut an den normalen, gleitenden Reel-Step ohne Battering anfügen.
Um die beiden letzten Takte nahtlos anzuschließen, kann man die übliche Zählweise bis einschließlich des sechsten Taktes verwenden (one-2-3, two-2-3, three-2-3 … etc.); angeschlossen werden dann »seven-2-3 stamp eight-2-3« mit der im Video dargestellten Tanzweise.
Die Fußbewegungen sind wie folgt:
Gent
- links-rechts-links
- rechts nach vorne zum „stamp“
- mit rechts zurückspringen und gleichzeitig mit links zum „kick“ nach vorne
- links zurück und mit rechts nach vorne, um im Ceili-Hold mit der Partnerin in den Swing zu gehen; alternativ kann man zuletzt mit rechts auch nur ein „down“ machen.
Lady
- rechts-links-rechts
- links nach vorne zum „stamp“
- mit links zurückspringen und gleichzeitig mit rechts zum „kick“ nach vorne
- rechts zurück und mit links nach vorne, um im Ceili-Hold mit dem Partner in den Swing zu gehen; alternativ kann man zuletzt mit links auch nur ein „down“ machen.
Nachfolgend ein Video von Bill Lynch mit dem Connemara Reel Set während des Open Air Ceilis auf dem Marktplatz von Kilrush, Co. Clare, 2013, zur Musik der Johnny Reidy Ceili Band. Man erkennt recht gut die „individuellen Variationen“ gegenüber der ‚Lehrbuch-Vorführung‘. Die Anfangszeiten der Figuren:
- Figur 1 (Reels): Advance & Retire – House (1:50 Min.)
- Figur 2 (Reels): Back to Back (4:20 Min.)
- Figur 3 (Reels): Little Xmas (7:34 Min.)
- Figur 4 (Polkas): Maggy in the Woods (11:25 Min.)
Nach meinem Eindruck gibt es kaum ein Set, in dem man so vielen „local“ oder „individual variations“ begegnet; die häufigsten Variationen sind nach meinem Eindruck:
- In den beiden ersten Figuren: wie das eigentliche „dance it out“ nach dem Lead back praktiziert wird,
- 2. Figur: das Back to Back und das Zusammenkommen der Couples zum Swing
- 3. Figur: der Übergang der Leading Couples nach dem Advance & Retire in das Little Xmas mit dem Couple gegenüber
- 4. Figur: der Abschluss während der letzten 8 Takte.
Manchmal wird dieser an sich einfache Tanz zur Einführung von Set Dance Neueinsteigern verwendet. Nach meiner Ansicht ist es dann sinnvoll, es zuerst nur in der Originalfassung ’nach Lehrbuch‘ einzuüben; ohne den Connemara Step und ohne Verzierungen der Beinarbeit beim „dance it out“. Ergänzend kann man dann die Beinarbeit und die am häufigsten anzutreffenden Variationen demonstrieren, sodass Neueinsteiger eine klare Orientierung erhalten.
Interessant fand ich die Bemerkung in unserer Gruppe von Tänzern, die das Connemara Set schon oft auf Ceilis mit den üblichen Variationen getanzt haben, dass das „dance it out“ dem Set einen völlig anderen, facettenreicheren Charakter verleiht. Diejenigen, die das Set entwickelt haben, werden schon gewußt haben, warum sie es so vorgesehen haben …
Hier die ausführlichen Notes in Anlehnung an die Danceminder-Webseite zum Download:
Und hier meine eigene »Strukturübersicht« zum Download: